In der heutigen Zeit prallen zwei große Trends aufeinander: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Doch passt das zusammen?
Die Bundesregierung Deutschlands hat sich verpflichtet, bis 2030 über die Hälfte an Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 einzusparen. Des Weiteren sagt sie, dass „nachhaltige Entwicklung in unserem Land […] ein Grundprinzip der Politik der Bundesregierung [sei]“. Die Bundesregierung will, „dass alle Menschen die Chance der Digitalisierung nutzen können“.
Heutzutage sind bereits etwa vier Milliarden Menschen online, Tendenz steigend. Die private Internetnutzung macht etwa ein Viertel der Rechenleistung der Datenzentren aus, wovon ca. 70% Video-Streams (z.B. über Netflix und YouTube) zu verzeichnen sind. Eine einzige Google-Suchanfrage produziert zwischen 1 und 10 Gramm CO2, eine einzige E-Mail etwa ein Gramm CO2. Nicht viel, könnte man meinen. Bei 3,8 Millionen Suchanfragen pro Minute allein bei Google ergibt dies jedoch eine beträchtliche Menge an Treibhausgasen. Im Jahr 2015 verbrauchten die Rechenzentren des Suchmaschinen-Giganten etwa 5,7 Terrawattstunden, was zu dem Zeitpunkt dem jährlichen Energieverbrauch der Stadt San Francisco glich.
Bei dem massiven Energieverbrauch spielen Dienstleistungen in der Cloud eine große Rolle. Denn die Datenspeicherung erfolgt nicht mehr auf dem eigenen Gerät mit geringerer Kapazität, sondern eben in einer Cloud. Das sind die globalen Server von Apple, Facebook, Amazon und Co. Und genau das treibt den Energieverbrauch und die Stromkosten in die Höhe.
E-Waste, Ressourcen, Energiebedarf- Konsequenzen der Digitalisierung
Ein weiteres Problem ist der Anstieg des Ressourcen- und Energiebedarfs im Zuge der Digitalisierung. Der Begriff E-Waste, also Elektroschrott, kommt immer öfters auf. Dabei geht es um die unsachgemäße Entsorgung von Elektronikartikeln, keine nachhaltige Produktion eben dieser und den Abbau und Verbrauch von sogenannten Konfliktrohstoffen, wie verschiedenen Erzen aus Regionen, in denen seit Jahren Krieg herrscht, die zur Produktion von Computern und Smartphones eingesetzt werden. Beispiel: Bei der Produktion eines einzigen Computers inklusive des Monitors werden etwa 2800 kwh Energie verbraucht, 850 kg CO2 freigesetzt, 1500 Liter Wasser und 23kg verschiedenster Chemikalien benötigt. Auch müssen beispielsweise alte Fernsehgeräte fachgerecht entsorgt werden, da sie für den Menschen und die Umwelt schädliche Schwermetalle und bromhaltige Flammschutzmittel enthalten. Elektronikartikel dürfen auf keinen Fall mit dem Restmüll entsorgt werden, sondern müssen per Gesetz über kommunale Wertstoffhöfe gesammelt werden, die den Schrott dann ordnungsgemäß entsorgen.
Strategien der Bundesregierung- umsetzbar?
Die deutsche Bundesregierung hat Umsetzungsstrategien im Zuge der Digitalisierung geplant, in der fünf Handlungsfelder abgedeckt werden sollen:
- Digitale Kompetenz:
Es soll in das Wissen der Menschen investiert werden. Dabei soll der DigitalPakt Schule für eine leistungsfähige digitale Lern-Infrastruktur an etwa 43000 Schulen sorgen.
- Infrastruktur und Ausstattung:
Die gigabitfähigen Netze und digitalen Infrastrukturen sollen bis Ende 2025 deutschlandweit ausgebaut werden, in urbanen sowie ländlichen Gebieten.
- Innovation und digitale Transformation:
Neue Technologien und vor allem Innovationen zur Künstlichen Intelligenz (KI) sollen in Deutschland auf höherem Niveau erforscht und produziert werden. Das soll die Industrie branchenunabhängig fördern. Des Weiteren soll sichergestellt werden, dass Innovationen dem rechtlichen Rahmen und internationalen Standards entsprechen.
- Gesellschaft im digitalen Wandel:
Die Bundesregierung möchte allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen Zugang zur digitalen Welt schaffen. Dabei sollen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Sicherheit und Werte der Bevölkerung berücksichtigen.
- Moderner Staat:
Bis Ende 2022 sollen alle Verwaltungsleistungen digitalisiert werden. Das soll die Beantragung und Verwaltung vereinfachen und mehr Bürger*innen erreichen.
Inwieweit diese Maßnahmen umgesetzt werden können wird sich in den nächsten Jahren noch zeigen. Natürlich müssen wir uns in der digitalen Welt einordnen. Die facettenreichen Folgen und Nebenwirkungen, sowohl positiv als auch negativ, müssen aber dringend betrachtet und geprüft werden. Vor allem, wenn man Digitalisierung im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz betrachtet.
Was kann man selbst tun, um nachhaltig und digitalisiert zu leben?
Natürlich könnte man jetzt sofort seinen Computer oder das Handy wegwerfen, nur noch mit dem Fahrrad fahren und auf Strom aus Braunkohle verzichten. Das ist aber einfach nicht für alle Menschen gleichermaßen realisierbar und hängt von vielen Faktoren ab. Ein paar Dinge kann man im Alltag aber doch verändern, ohne sich selbst zu sehr einzuschränken und radikal zu verzichten.
Der Suchmaschinengigant Google setzt seit einigen Jahren auf sogenannte „Green-IT“- Konzepte. Dabei wird Energie aus Wind- und Wasserkraft gewonnen beziehungsweise erneuerbare Energien genutzt. Auch das Klimapaket der Bundesregierung schreibt vor, dass es bis spätestens 2038 keinen Strom mehr aus Kohle geben wird. Die Suchmaschine Ecosia finanziert beispielsweise für jede 45. Suchanfrage einen Baum für Aufforstungsprojekte. Mittlerweile konnten schon, nach eigenen Angaben, etwa 70 Millionen Bäume in 10 Jahren gepflanzt werden.
Sharing Economy- aus alt mach neu
Nicht neu, aber dank Digitalisierung weiterentwickelt: „Sharing Economy“. Also die geteilte Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen durch Firmen, Plattformen und Communities verschiedenster Branchen. Das Konzept existiert schon länger als es den ersten Computer überhaupt gibt. Eben in Form von Bibliotheken, Schwimmbädern und öffentlichen Waschsalons. Neuer gedacht sind demnach Konzepte wie Car Sharing und die private Vermietung von Unterkünften. Vorteile hat dies durch die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, Flexibilität und weniger Kosten. Allerdings gelten in unterschiedlichen Ländern auch verschiedene Rechtslagen zur Nutzung der Angebote von Uber und Airbnb. Aus diesem Grund wurde im September 2013 die European Sharing Economy (EURO-SHE) gegründet. Sie soll Einheitlichkeit in der Regulierung schaffen. Des Weiteren tritt beim Car Sharing-Konzept der Rebound-Effekt auf, weswegen diese Idee nicht per se umweltfreundlicher ist. Da weniger PKW benötigt werden, sinkt der Preis. Die dadurch steigende Nachfrage resultiert in eine höhere Umweltbelastung. Abhilfe sollen der Ausbau des Nahverkehrsnetzes in ganz Deutschland und Investitionen in die Deutsche Bahn schaffen, welche im Klimaschutzpaket der Bundesregierung festgelegt wurden. Die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs und Fernverkehrs soll dadurch attraktiver werden, im Gegenzug werden Kurzstreckenflüge teurer.
EU-Energielabel- Nachhaltigkeit sichtbar machen
Eine weitere umsetzbare Maßnahme ist, auf die Energieeffizienzklassen von Elektrogeräten zu achten. Diese kennzeichnen den Stromverbrauch eines Geräts und helfen dem Verbraucher, energieeffiziente und umweltfreundliche Produkte sowie Dienstleistungen zu erkennen. Seit 2011 gibt es das EU-Energielabel auch für Fernsehgeräte. Bekannte Label sind der Blaue Engel, der EU Energy Star, das Eco-Label der EU/die EU-Blume, TCO und das Energy-GEEA-Label.
Generell sollte man im Hinterkopf behalten, dass jedes einzelne Gerät, von Smartphone über Handmixer bis zum Computer, aus wertvollen Rohstoffen besteht. Daher sollte man sich eine neue Anschaffung stets gut überlegen. Fragen Sie sich, ob dies wirklich notwendig ist oder ob sogar ein gebrauchtes Gerät infrage käme. Oder aber, ob das Nachrüsten des alten Geräts eine Alternative sein könnte.